Allenthalben begnügt man sich noch mit dem Begriff vom Jungen Goethe, wie ihn Ludwig Tieck faszte, der diesen nur bis auf den Vorweimarer Goethe angewandt wissen wollte. Ihm folgte Max Morris, dessen kritische Stoffsammlung mit dem Reisetagebuch Goethes vom 30. Oktober 1775 abschlieszt. So hält auch Karl Alt an der Auffassung Tiecks fest. Das glänzend geschriebene synthetische Werkchen von Karl Viëtor greift ebenfalls über Goethes letzte Frankfurter Tage nicht hinaus. Korff schlieszt den Jungen Goethe, ohne sichere Daten zu geben, mit dem Urfaust ab. Selbst Gundolf macht kaum eine Ausnahme, doch unterscheidet er schärfer zwischen einem Frühweimarer und dem mit der Rückkehr aus Italien wirklich gereiften Goethe. Das trefflichste Beispiel bietet jedoch Eugen Wolffs Untersuchung über die geschichtliche Entwicklung junggoethescher Gedichte, die mit Anfang November 1775 abschlieszt, allerdings schon 1907 erschien. Aber noch Hermann Baumgart in seinem Werk Goethes lyrische Dichtung in ihrer Entwicklung und Bedeutung, Band i, S. 186 f. (Heidelberg, 1931) hält die nachfrankfurter Jahre “zur entscheidenden Epoche” von Goethes Leben, in denen sich “die bleibende Richtung seines Lebens” gebildet habe. Und so könnte man die Liste bewährter Forscher weiter verfolgen, ohne dasz sich das herkömmliche Bild nennenswert ändern würde.